VFB Sektion Rhein-Neckar Werkstattwoche

Werkstattwoche (Text von Daniel Braun)

Das Stampfen der Dampfmaschine bei der Bergfahrt. Das Säuseln des Überdruckventils im Bahnhof. Der Pfiff des Zugchefs zur Abfahrt. Die Aussicht bei Kaffee hinab von der Station Furka oder aus dem Zug auf die Reste des Rhone-Gletschers. Das sind so Dinge, die beim Gedanken an die Dampfbahn Furka-Bergstrecke zuerst in den Sinn kommen. Dafür ist sie berühmt. Doch wie viele Stunden Arbeit es braucht, dass das Stampfen, das Säuseln, der Pfiff, der Kaffee oder die Aussicht aus dem Zug Wirklichkeit werden, das wird erst beim zweiten Gedanken vielleicht im Ansatz klar: Die schwere Arbeit des Heizers und des Lokführers, die wie das Zahnrad mit der Zahnstange harmonieren müssen. Die Waggons, die vom Zugpersonal für die Fahrt vorbereitet werden müssen. Wie das Material für die Verköstigung erst mal auf die Station Furka gebracht und für die Reisenden in ausreichender Menge zubereitet werden muss. Ach ja, die Dampfmaschinen, die ihren Unterhalt verlangen. Und nicht zuletzt die Strecke, die in Schuss gehalten werden will: Schienen, Zahnstangen, Schwellen, Schotter, Stützmauern, Brücken, Wasserführung, Tunnel... Doch ist das eigentlich schon alles?

Es ist schwer einzuschätzen, wie das Verhältnis von eingesetzten Stunden zu einer Stunde Fahrt mit dem Dampfzug ist. Es gibt Vereine, die sagen: Pro Stunde Fahrt mit der Dampflok müssen zehn Stunden in die Instandhaltung gesteckt werden. Doch bei dieser Rechnung geht es eigentlich zunächst ausschließlich um die Instandhaltung der Dampflok an sich. Wagen, Werkstätten, Gleisanlagen sind dann noch nicht mitgerechnet. Marketing, Rechnungswesen, Bestellungen, Gastronomie, Putzen, Waschen, Kochen, Spülen,… Da kommt einiges zusammen.

Wir von der Sektion Rhein-Neckar, die sich sogar bis ins Saarland und nach Nordrhein-Westfalen erstreckt, kommen jedes Jahr in der KW 38 zur Bauwoche, in der wir uns von Realp aus vor allem im Streckenunterhalt einbringen. Seit einigen Jahren treffen wir uns nun auch schon zur Winter-Werkstatt-Woche in der Remise zu Realp, immer im Januar. So auch dieses Jahr, diesmal in der KW 4. Während in der Betriebssaison zwischen Mai und September die Ehrenamtlichen – Fronis, wie die Schweizer sie nennen – und auch das rollende Material auf der Strecke gefordert sind, bleiben die Wintermonate, um Reparaturarbeiten zwischen den kräfte- und materialzehrenden Betriebsmonaten durchzuführen: Untersuchungen an Dampfmaschinen, Aufarbeiten von Bremsgestängen, Fristarbeiten. Was heißt das im Konkreten?

Dieses Jahr haben wir Bremsgestänge und -sättel gesäubert, sandgestrahlt und frisch lackiert, einen Wagen komplett äußerlich neu lackiert, Wagen ausgeachst, Blattfedern aus- und wiedereingebaut, Rauchrohre gesäubert, den Zustand mehrerer Wagen dokumentiert. Klingt interessant? Ja, ist es auch. Klingt kompliziert? Die wenigsten von uns haben Schlosser oder Lackierer gelernt, unter Anleitung gelingen aber auch solche Arbeiten – im Team schaffen wir das! Und dank der unerreichten Kochkünste von Sandra und Barbara waren wir leiblich auch bestens verorgt. Auch persönliche Vorlieben insbesondere in Bezug auf Brokkoli finden hier Berücksichtigung. Krönender Abschluss des Tages ist immer das gemütliche Beisammensein am Abend, wenn bei Wein oder auch Vollkornsprudel Neuigkeiten zu persönlichen Projekten der Anwesenden ausgetauscht oder gerne auch gefachsimpelt wird, bevor wir in den Schlafräumen der Remise Kräfte für den nächsten Tag sammeln. Den einen oder anderen Abend verbringen wir auch in einem Restaurant zum Beispiel in Andermatt oder Oberwald, wo wir dann die regionale Küche genießen.

Unsere Arbeit war ein Beitrag in dem großen Gesamtwerk Dampfbahn Furka-Bergstrecke, das auch dadurch wie ein Schweizer Uhrwerk zuverlässig läuft. Wir freuen uns schon auf unsere nächste Bauwoche am Ende der Betriebssaison, wenn wir dann wieder frische Furka-Luft schnuppern können. Manche behaupten, dass die Zeit bei der Dampfbahn trotz oder vielleicht gar wegen der Arbeit die erholsamste Zeit des Jahres ist, weil man hier auf ganz andere Gedanken kommt. Und das dann auch noch bei freier Kost und Logis. Die Dampfbahn ist eben etwas ganz Besonderes.

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