Verein Furka-Bergstrecke Sektion Nordwestschweiz - Ausflug 21.05.2022
Dom, Arlesheim und Goetheanum Dornach
Text / Fotos: Martin und Meta Nikles
Bei strahlendem Sonnenschein und nahezu sommerlichen Temperaturen konnte der Präsident, Urs Degen, auf dem Domplatz 27 gut gelaunte Damen und Herren begrüssen. Er übergab auch gleich das Wort an Frau Ursula Hiltmann, welche uns vorerst mit viel Fachkenntnis auf sehr interessante Details an der Fassade des prächtigen Doms aufmerksam machte, welcher auch heute noch als dominierendes Wahrzeichen der Gemeinde Arlesheim gilt.
Im kühlen Innenraum bewunderten wir vorerst die vielen Stuckaturen und Putten (Knäblein) sowie die wunderschönen Fresken des Kunstmalers Giuseppe Appiani.
Frau Ursula Hiltmann schilderte uns eindrücklich die bewegte Geschichte des Doms, welcher 1681 eingeweiht und im Rokokostil erbaut wurde. Geweiht wurde er der Unbefleckten Empfängnis Maria, während die heilige Odilia die Patronin der zugehörigen Pfarrei ist.
Der Dom beherbergt ein weiteres sehr wertvolles Juwel: Die Silbermann Orgel. Das Domkapitel hatte am 2. November 1759 dem bekannten Orgelbauer Johann Andreas Silbermann aus Strassburg den entsprechenden Auftrag erteilt. Der Einbau auf der Empore erfolgte 1761. Es ist die einzige noch erhaltene Silbermann-Orgel der Schweiz und hat durch vorbildhafte Restaurationen in den Jahren 1959 bis 1962 und 2006 einen erhöhten Seltenheitswert erhalten.
Die Organistin, Frau Ruth Nägeli, gab uns zuerst eine kurze Einführung in die Geschichte der Orgel, danach kamen wir in den Genuss von fünf Musikstücken, welche uns die heute noch weitgehend unerreichte Tonqualität des Instruments vor Augen führte.
Die Zeit verging wie im Flug und es wurde bereits Zeit für das Mittagessen. Bei einem typisch italienischen Essen im nahegelegenen Restaurant Domstübli blieb uns auch genügend Zeit für ein gemütliches Plauderstündchen, was alle sehr genossen.
Nun folgte ein weiterer Höhepunkt unseres Ausfluges. Nach einem kurzen Verdauungsspaziergang ging es weiter ins benachbarte Dornach zum Goetheanum
Sowohl das erste als auch das neuere zweite Gebäude kann in seiner äusseren Form keinem landesüblichen Baustil zugeordnet werden, wird doch weitestgehend auf rechte Winkel verzichtet. Das Goetheanum ist Sitz der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft sowie der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und bietet Gelegenheit Veranstaltungen wie Vorträge, Fachkolloquien und Ausstellungen, Schauspiel- und Eurythmieaufführungen bis hin zu internationalen Kongressen durchzuführen.
Am Eingang nahm uns Herr Kurt Remund in Empfang und führte uns zum Foyer, wo er anhand von alten Fotografien die Entstehung des heutigen Goetheanums erläuterte. Die Entwürfe des ersten, wie auch des zweiten Baus stammten hauptsächlich von Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie.
Der erste Bau, dessen Eröffnung 1920 erfolgte, war ein gewaltiger Holzbau mit zwei Kuppeln, im Innern reich geschnitzt und bemalt. In der Silvesternacht 1922/23 wurde das Gebäude durch einen Brand vollständig zerstört, der oder die Brandstifter konnten jedoch nie ermittelt werden.
1924 schuf Rudolf Steiner bereits das Modell des zweiten Goetheanums unter Verzicht auf die damaligen Kuppeln, so dass sich das Gebäude harmonischer in die Landschaft einfügt. Bereits 1925 wurde mit dem Neubau begonnen und schon 1929 erfolgte die offizielle Eröffnung.
Die gewaltige Dimension wurde uns bewusst, als wir anschliessend mit Herrn Remund die zahlreichen Treppen zum grossen Saal hinaufstiegen. Zum Glück gab es für die weniger Trainierten einen Lift. Oben angekommen bestaunten wir vorerst das grosse rote Fenster, welches in seinem Mittelteil ein menschliches Antlitz zeigt. Das Thema dieses Fensters zeigt vor allem das menschliche Streben nach Erkenntnissen und Weiterentwicklung.
Der grosse Saal macht seinem Namen die Ehre. Er bietet Platz für 992 Personen und weist ebenfalls das Grundmotiv des Gebäudes Trapez (Decke) und Rechteck (Saal) auf. An den Seitenwänden fällt das Licht durch neun in Glas geschliffene farbige Fenster, welche von der kosmischen und individuellen Entwicklung des Menschen erzählen Der Saal wird nicht nur ausschliesslich für anthroposophische Veranstaltungen benützt, er steht auch für Vereine etc. offen.
Zum Abschluss führte uns Herr Remund noch in den Südsaal der Schreinerei, wo ein dreidimensionales Modell des ersten Goetheanums steht. Während 27 Jahren wurde es im Massstab 1:20 von Herrn Rudolf Feuerstack zusammen mit Helferinnen und Helfern zusammengebaut. Eine Besonderheit dabei ist, dass man über einen unteren Einstieg ein Raumerlebnis von der Doppelkuppelhalle haben kann.
Nach diesem sehr interessanten Rundgang verabschiedeten wir uns nicht nur von Herrn Remund, sondern ebenfalls vom Organisator Urs Degen. Es war ein sehr interessanter und lehrreicher Tag, wie immer perfekt organisiert. Dafür gebührt Urs Degen einmal mehr ein herzliches Dankeschön.
Lichtspiel
Erstes Goetheanum im Bau
Erstes Goehteanum Modell
Hauptportal
Silbermann-Orgel
Ursula Hiltmann
Fester im Treppenhaus
Modell erstes Goetheanum Ansicht Innenraum