HG 3/4 Nr. 4
Unsere "Dauerläuferin"
Die damalige Bahngesellschaft Brig-Furka-Disentis (BFD) beschaffte zwischen 1913 und 1914 zur Betriebsaufnahme ihrer Strecke bei der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik Winterthur (SLM) zehn Dampflokomotiven HG 3/4, durchnummeriert von 1 bis 10 und gebaut als Heissdampf-Vierzylinderverbund-Maschinen mit getrenntem Adhäsions- und Zahnradantrieb nach "System Abt".
Beim Bau konnte die SLM auf die Erfahrungen mit den für die Visp-Zermatt-Bahn (VZ) ab 1890 gebauten Maschinen des Typs HG 2/3 zurückgreifen. Die Leistung der HG 3/4 waren aber erheblich höher. Die zehn Maschinen gingen 1926 an die als Nachfolgegesellschaft der BFD gegründete Furka-Oberalp-Bahn (FO) über.
Sie leisteten bis zum Abschluss der Elektrifikation im Jahre 1942 auf der gesamten 100 Kilometer langen Strecke Brig-Disentis zuverlässig ihren Dienst. Die Lokomotiven Nr. 1, 2, 8 und 9 wurden im Jahr 1947 nach Indochina (heutiges Vietnam) verkauft und 1990 durch die DFB in der beispiellosen Aktion «Back to Switzerland» wieder zurück in die Schweiz geholt.
Die Lok Nr. 4 verliess als einzige der zehn Maschinen nie ihre Heimat. Sie wurde von der FO als fahrleitungsunabhängiges Triebfahrzeug sowie für Nostalgiefahrten verwendet und 1972 in Münster remisiert. Nach einer von 1983 bis 1988 durch Mitglieder des Oberwalliser Eisenbahnamateur Klubs (OEAK) erfolgten Aufarbeitung, kam sie von 1990 bis 1997 gelegentlich auf den Adhäsionsabschnitten Brig-Mörel und Niederwald-Oberwald für Extrafahrten zum Einsatz. 1997 konnte die DFB die Lok 4 als Leihgabe von der FO übernehmen und unterzog sie in rund 18'000 freiwilligen Arbeitsstunden durch eigene Fachspezialisten in der Werkstatt Chur einer grundlegenden Revision.
Seit 2006 verkehrt die Lok FO 4 im Originalzustand wieder auf der instandgesetzten Furka Bergstrecke. Im Rahmen der Wiedereröffnung des letzten DFB-Streckenabschnitts Gletsch-Oberwald am 12. August 2010 wurde die Lok durch die Matterhorn Gotthard Bahn als Geschenk feierlich an die DFB übergeben.
Technische Daten
Hersteller: SLM (Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik)
Baujahr: 1913
Max. Geschwindigkeit Adhäsion: 45 km /h
Max. Geschwindigkeit Zahnrad: 20 km/h
Dienstgewicht: 42 t
Länge über Puffer: 8'754 mm
Triebraddurchmesser: 910 mm
Laufraddurchmesser: 600 mm
Zahnrad Teilkreis: 688 mm Zahnrad
Zähne/Teilung: 18 Zähne / 120 mm (Abt 2-lamellig)
Anhängelast 110 ‰ Steigung: 60 t
Antrieb
System: Getrennte Adhäsions- & Zahnradmaschine nach System Abt als Heissdampf Vierzylinderverbund
Bremsen: Vakuumbremse Riggenbach'sche Gegendruckbremse
Steuerung Adhäsion Walscherts Kolbenschieber
Steuerung Zahnrad: Joy Kolbenschieber
Zylinderdurchmesser Adhäsion: 420 mm
Zylinderdurchmesser Zahnrad: 560 mm
Kessel
Kesseldruck: 14 bar
Rostfläche / Heizfläche: 1,4 m2 / 66,6 m2
Siede- / Rauchrohre: 103 / 15 Rohre
Kesselwasser-Inhalt: 2,6 m3
Leistung: 600 PS (440 kW)
Wasservorrat: 3,15 m3
Kohlenvorrat: ca. 1,3 t